Beckenbodentraining
Funktionen des Beckenbodens
Der Beckenboden bildet den muskulären Abschluss des Rumpfes nach unten. Er besteht aus drei Schichten aus Muskeln und Bindegewebe, die sich wie eine straffe Hängematte zwischen Schambein, Steißbein und den Sitzbeinhöckern aufspannen. Diese Muskulatur übernimmt mehrere essenzielle Aufgaben im Körper: Sie verschließt das Becken nach unten, stützt die Bauch- und Beckenorgane in ihrer Position und ermöglicht so eine aufrechte Haltung. Ohne einen stabilen Beckenboden wäre es schwierig, langfristig aufrecht zu gehen, und unsere inneren Organe würden nach unten drücken .
Übungen zur Aktivierung, Entspannung und Koordination
Beckenbodentraining lässt sich nahezu überall und unbemerkt durchführen. Ob im Büro, im Bus oder zu Hause auf der Couch – ein paar Minuten täglich reichen oft schon aus, um spürbare Effekte zu erzielen. Wichtig ist dabei ein ausgewogenes Training: Es geht nicht nur darum, die Muskeln anzuspannen, sondern auch gezielt zu entspannen und die Koordination mit Atmung und Bewegung zu schulen.
Beckenbodenübungen richtig ausführen
Um den maximalen Nutzen aus dem Training zu ziehen und um Fehler zu vermeiden, sollten Sie bei der Durchführung der Übungen einige Grundregeln beachten. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, Beckenbodenübungen korrekt und effektiv auszuführen.
Wann reicht Training nicht aus?
Beckenbodentraining ist sehr wirksam. Es gibt jedoch Situationen, in denen Übungen allein nicht ausreichen. Achten Sie auf folgende Warnsignale – in diesen Fällen ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.
1. Anhaltende Inkontinenz
Wenn trotz regelmäßigem Training weiterhin ungewollter Urin- oder Stuhlabgang auftritt - etwa beim Husten, Lachen oder sogar in Ruhe - sollte eine urologische oder gynäkologische Untersuchung erfolgen. Mögliche Ursachen können u. a. eine Organabsenkung oder Folgen einer Prostata-Operation sein. Oft werden ergänzende Therapien wie Medikamente, Pessare oder spezialisierte Physiotherapie benötigt.
2. Gefühl einer Senkung oder Druck nach unten
Ein Druck-, Fremdkörper- oder „Zug-nach-unten“-Gefühl im Beckenbereich kann auf eine Organabsenkung hinweisen.
Training kann Beschwerden lindern, aber je nach Ausprägung sind zusätzliche Maßnahmen notwendig. Ärztlich kann abgeklärt werden, ob ein Pessar oder eine operative Stabilisierung sinnvoll ist - besonders wenn Beschwerden mit Schmerzen oder wiederkehrenden Infektionen verbunden sind.
3. Schmerzen oder ständige Verspannung
Chronische Schmerzen im Beckenboden (z. B. beim Sitzen, Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen) sprechen häufig für einen überaktiven, verspannten Beckenboden. Reines Anspannen verschlimmert die Symptome oft. Bei unklaren Schmerzen sollte medizinisch abgeklärt werden, ob Entspannungstherapie, Physiotherapie oder andere Maßnahmen notwendig sind.
4. Kein Erfolg trotz mehrmonatigem Training
Wenn sich trotz konsequentem Üben über mehrere Wochen oder Monate keinerlei Verbesserung zeigt, kann eine andere Ursache zugrunde liegen - z. B. anatomische Veränderungen oder neurologische Störungen. Ein Arzt oder eine Ärztin kann die Ursache klären und alternative Behandlungswege empfehlen.
Wichtig zu wissen
Beckenbodentraining hat Grenzen - besonders bei ausgeprägten Organabsenkungen oder Verletzungen der Schließmuskeln. In solchen Fällen helfen ergänzende konservative oder operative Verfahren. Moderne Therapien lassen sich sehr gut mit weiterführendem Training kombinieren und führen häufig zu ausgezeichneten Ergebnissen.
