Beckenbodentraining

Beckenbodentraining ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge für Frauen und Männer. Ein kräftiger, gut funktionierender Beckenboden stützt unsere Organe, sichert Kontinenz und beeinflusst sogar die Sexualfunktion positiv. Durch gezielte Übungen lässt sich diese verborgene Muskelgruppe stärken – was nicht nur bei bestehenden Problemen wie Blasenschwäche hilft, sondern auch präventiv sinnvoll ist. Im Folgenden erfahren Sie, welche Aufgaben der Beckenboden hat, wie Sie ihn richtig trainieren, worauf bei der Übungsausführung zu achten ist und wann professionelle Unterstützung sinnvoll sein kann.

Funktionen des Beckenbodens

Der Beckenboden bildet den muskulären Abschluss des Rumpfes nach unten. Er besteht aus drei Schichten aus Muskeln und Bindegewebe, die sich wie eine straffe Hängematte zwischen Schambein, Steißbein und den Sitzbeinhöckern aufspannen. Diese Muskulatur übernimmt mehrere essenzielle Aufgaben im Körper: Sie verschließt das Becken nach unten, stützt die Bauch- und Beckenorgane in ihrer Position und ermöglicht so eine aufrechte Haltung. Ohne einen stabilen Beckenboden wäre es schwierig, langfristig aufrecht zu gehen, und unsere inneren Organe würden nach unten drücken .

Organstütze

Der Beckenboden trägt und stabilisiert Blase, Darm und – je nach Geschlecht – Gebärmutter oder Prostata.

Kontrolle von Blase und Darm

Der Beckenboden ermöglicht das bewusste Zurückhalten und kontrollierte Entleeren von Urin und Stuhl.

Sexuelle Funktion

Ein gut trainierter Beckenboden verbessert die sexuelle Reaktionsfähigkeit.

Übungen zur Aktivierung, Entspannung und Koordination

Beckenbodentraining lässt sich nahezu überall und unbemerkt durchführen. Ob im Büro, im Bus oder zu Hause auf der Couch – ein paar Minuten täglich reichen oft schon aus, um spürbare Effekte zu erzielen. Wichtig ist dabei ein ausgewogenes Training: Es geht nicht nur darum, die Muskeln anzuspannen, sondern auch gezielt zu entspannen und die Koordination mit Atmung und Bewegung zu schulen.

Beckenbodenübungen richtig ausführen

Um den maximalen Nutzen aus dem Training zu ziehen und um Fehler zu vermeiden, sollten Sie bei der Durchführung der Übungen einige Grundregeln beachten. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, Beckenbodenübungen korrekt und effektiv auszuführen. 

Wann reicht Training nicht aus?

Beckenbodentraining ist sehr wirksam. Es gibt jedoch Situationen, in denen Übungen allein nicht ausreichen. Achten Sie auf folgende Warnsignale – in diesen Fällen ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.

1. Anhaltende Inkontinenz

Wenn trotz regelmäßigem Training weiterhin ungewollter Urin- oder Stuhlabgang auftritt - etwa beim Husten, Lachen oder sogar in Ruhe - sollte eine urologische oder gynäkologische Untersuchung erfolgen. Mögliche Ursachen können u. a. eine Organabsenkung oder Folgen einer Prostata-Operation sein. Oft werden ergänzende Therapien wie Medikamente, Pessare oder spezialisierte Physiotherapie benötigt.

2. Gefühl einer Senkung oder Druck nach unten

Ein Druck-, Fremdkörper- oder „Zug-nach-unten“-Gefühl im Beckenbereich kann auf eine Organabsenkung hinweisen.
Training kann Beschwerden lindern, aber je nach Ausprägung sind zusätzliche Maßnahmen notwendig. Ärztlich kann abgeklärt werden, ob ein Pessar oder eine operative Stabilisierung sinnvoll ist - besonders wenn Beschwerden mit Schmerzen oder wiederkehrenden Infektionen verbunden sind.

3. Schmerzen oder ständige Verspannung

Chronische Schmerzen im Beckenboden (z. B. beim Sitzen, Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen) sprechen häufig für einen überaktiven, verspannten Beckenboden. Reines Anspannen verschlimmert die Symptome oft. Bei unklaren Schmerzen sollte medizinisch abgeklärt werden, ob Entspannungstherapie, Physiotherapie oder andere Maßnahmen notwendig sind.

4. Kein Erfolg trotz mehrmonatigem Training

Wenn sich trotz konsequentem Üben über mehrere Wochen oder Monate keinerlei Verbesserung zeigt, kann eine andere Ursache zugrunde liegen - z. B. anatomische Veränderungen oder neurologische Störungen. Ein Arzt oder eine Ärztin kann die Ursache klären und alternative Behandlungswege empfehlen.

Wichtig zu wissen

Beckenbodentraining hat Grenzen - besonders bei ausgeprägten Organabsenkungen oder Verletzungen der Schließmuskeln. In solchen Fällen helfen ergänzende konservative oder operative Verfahren. Moderne Therapien lassen sich sehr gut mit weiterführendem Training kombinieren und führen häufig zu ausgezeichneten Ergebnissen.

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